Die aktuelle Situation!
Wer zu zweit einen Spaziergang durchs Kreuzviertel machen möchte, muss sehr häufig im Gänsemarsch laufen und an breiteren Stellen warten, bis entgegenkommende zu Fuß Gehende eine Engstelle passiert haben. Auf Radwegen ist das Überholen meist nur mit wenigen Zentimeter Abstand möglich. Das ist seit vielen Jahren so. Und dann kam das Coronavirus.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO rät eindringlich: Wann immer möglich sollen wir das Fahrrad nehmen oder zu Fuß gehen. Das ist zum einen weniger ansteckungsträchtig als Busse und Bahnen und bedeutet zum anderen körperliche Aktivität, die nachweislich das Immunsystem stärkt.
1,5 Meter, besser zwei Meter Abstand halten, lautet durchgängig die Devise, unter Strafandrohung. Wie das auf engen Rad- und Gehwegen – v.a. letztere routiniert und unter Duldung der Stadt wild beparkt – funktionieren soll, ist völlig unklar. Während sich Fuß- und Radverkehr jeweils auf einigen Dutzend Zentimetern drängen und sich einem Ansteckungsrisiko aussetzen müssen, stehen daneben Autos auf zwei Metern Breite herum oder fahren auf geräumigen Fahrstreifen.
In vielen Städten weltweit und mittlerweile auch in Deutschland wurde der dringende Handlungsbedarf erkannt: New York, London, Paris, Dijon, Lille, Berlin – ja sogar die Autostadt Stuttgart schaffen im Eilverfahren sogenannte „Pop-up-Bikelanes“ oder „Corona-Radwege“. Eine schlichte Umwidmung von Fahrstreifen in Radstreifen, gesichert durch Leitbaken oder –kegel. Ausdrücklich begründet damit, dass ganz besonders medizinisches Personal gute Alternativen zum ÖPNV braucht, um mit minimiertem Ansteckungsrisiko zur Arbeit zu kommen. Paris geht dabei am weitesten: Zu Beginn des Lockdowns im März versprach Bürgermeisterin Anne Hidalgo, dass zu dessen Lockerung am 11. Mai stolze 650 Kilometer zusätzliche Radwege bereitstehen würden – auch um das drohende Stauchaos zu vermeiden, wenn der ÖPNV gemieden wird.
Und was tut die (sich trotz verlorenem Titel trotzig weiter als „Fahrradstadt“ feiernde) Stadt Münster? Sie lobt auf Plakaten Marktgänger*innen mit dem Slogan „Sie sind mit Abstand die besten“. Wie dieser Abstand auf dem Weg zum Markt zu Rad oder zu Fuß eingehalten werden soll, scheint die Stadt wenig zu kümmern, denn von Corona-tauglichen Rad- und Gehwegen ist hier nichts zu sehen.
Wer wir sind?
Wir sind ein Bündnis aus verschiedenen Initiativen, die sich für eine nachhaltige und innovative Verkehrswende in Münster einsetzen. Hier kannst du nachlesen, welche Initiativen sich bislang im Bündnis Verkehrswende Münster zusammengeschlossen haben:
Was wir fordern?
Münster leidet unter den rund 150.000 Auto-Pendlern, die täglich in die Stadt hinein- oder herausfahren. Denn die bedeuten Lärm, gesundheitsschädlichen Feinstaub, Abgase und ein erhöhtes Unfallrisiko. Gleichzeitig deckt der ÖPNV schon jetzt nicht den eigentlichen Bedarf ab. Auch beim Radverkehr hat Münster einigen Nachholbedarf. So sind vielerorts die Radwege zu schmal und es mangelt an Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Wir fordern daher eine nachhaltige und innovative Verkehrswende für Münster. Dabei muss der Straßenraum endlich eindeutig zugunsten von Radverkehr und ÖPNV gestaltet werden – das Auto ist kein zukunftsfähiges Verkehrsmittel. Wir wollen den Radverkehr flüssiger machen und für Menschen, die bisher auf ein Auto angewiesen sind, neue Möglichkeiten schaffen, sich nachhaltig in und um Münster fortzubewegen. Konkret bedeutet das für uns, die folgenden Forderungen umzusetzen: