In einem nachhaltigen Verkehrssystem in Münster ist es für die meisten Menschen selbstverständlich, kurze und mittlere Strecken zu Fuß oder mit dem Rad zurückzulegen. Weniger aus Überzeugung, sondern weil es die einfachste und schnellste Art ist, sicher und komfortabel ans Ziel zu kommen.
Daneben ist es rund um die Uhr möglich, ohne lange Wartezeiten und ohne im Stau zu stehen, flexibel und erschwinglich11 mit barrierefreien öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Auch wessen Ziel nicht in unmittelbarer Nähe einer Haltestelle des Linienverkehrs liegt, kann unkompliziert diesen ÖPNV nutzen. Alle werden mitgenommen, dank Verzahnung von flexibel nach Bedarf fahrenden Kleinbus-Zubringern für die erste/letzte Meile einerseits und einem schnellen Liniennetz auf eigenen Trassen andererseits.
Ein solches Mobilitätssystem macht Autos weitgehend überflüssig. Ähnlich wie die Busse heute, würde es durch viel Autoverkehr auch unnötig ausgebremst und behindert. Deshalb müssen unsere Straßen so angepasst werden, dass sie den zu Fuß Gehenden, Radfahrenden und dem ÖPNV schnelles und sicheres Vorankommen ermöglichen – zulasten der Privilegien des seit Jahrzehnten maßlos bevorzugten Autoverkehrs.
Auch in einem nachhaltigen Verkehrssystem gibt es noch Autos. Neben Einsatzfahrzeugen und gewerblichen Fahrzeugen, die große (Mengen) Güter transportieren müssen, bleiben auch im privaten Gebrauch gelegentliche Anlässe, die ein Auto erfordern. Für diese Fälle gibt es für alle Einwohner*innen fußläufig erreichbare Carsharing-Stationen mit Fahrzeugen für verschiedene Bedürfnisse. Für diese wie auch für private Autos gilt jedoch: Nur wo nach ausreichender Infrastruktur für Fuß-, Rad- und öffentlichen Verkehr sowie einem ausreichenden Maß an Straßengrün noch Straßenraum übrig ist, gibt es insgesamt einen oder maximal zwei Fahrstreifen, die für Kfz freigegeben sind. Es wird also das bisherige Prinzip „Auto zuerst“ umgekehrt, gewissermaßen vom Kopf auf die Füße gestellt. Den knappen öffentlichen Raum möglichst gerecht für alle nachhaltigen Mobilitätsformen nutzbar zu machen, ist die wichtigste Aufgabe städtischer Verkehrsplanung.